Sonntag, 15. Juni 2008

01. Exposition


  Das Musikvideo ist das Medium der Popkultur, es generiert und globalisiert Erscheinungsformen Jugendlichen Widerstands. Und dies seit einigen Jahren nicht mehr über das einst so gefeierte Musikfernsehen. Die meisten traditionellen Musiksender haben in den letzten 5 Jahren Konkurs anmelden müssen. Das Musikfernsehen rechnete sich nicht mehr. Ironischer Weise war es ursprünglich als kostengünstiges Rund um die Uhr Programm zur Steigerung der Musikverkäufe geplant. Aber die Musikverkäufe sind in den letzten Jahren rasant in den Keller gerutscht, und haben die ganze Musikindustrie mit sich in die Krise gerissen. Der Grund ist einmal mehr eine neue Technologie: das Internet. Sie kam über Nacht und zog der völlig unvorbereiteten Musikindustrie ihre Zielgruppe ab. Tauschbörsen auf der ganzen Welt sprossen aus den Boden. Damit entstand nicht nur die größte Konkurrenz mit der es die Musikindustrie je zu tun hatte, sondern auch die unfassbarste, verzweigteste und eine sich stetig regenerierende. Das Netz als Medium scheint zum ersten mal den Vorstellungen Jugendlicher Subversion völlig zu entsprechen. Und genau hier kommt es dank web2.0 Plattformen wie youtube und myspace zu einer Wiedergeburt des Musikclips.
  Die Arbeit, als Beitrag zum Seminar „Arbeit und Ästhetik“ (Sommersemester 2008, Bauhaus-Universität Weimar) wird sich hauptsächlich mit der medienspezifischen Repräsentation von Arbeit in Musikvideos beschäftigen. Die Form als Blog bittet hierbei die Möglichkeit die Videos zeitgemäß mit einzubinden und die Beiträge von außerhalb zu Kommentieren. Sowie die Möglichkeit immer den aktuellen Stand der Arbeit einzusehen, sie befindet sich damit a priori „in progress“. Dies schlägt sich auch in der Gliederung nieder. So wird es entgegen dem Eindruck der durch den Titel, dieses ersten Eintrages entsteht, keine geplante Gliederung geben. Die Beiträge werden vielmehr einzelne Videos und die sich daraus ergebenden Fragestellungen, behandeln.

Florence von der Weth
Studentin der Freien Kunst
Bauhaus-Universität Weimar

1 Kommentar:

T.S. hat gesagt…

Der medienhistorischen Herleitung der Krise und neuerlichen Renaissance des Musikvideoclips in der "Exposition" ist ja nur zuzustimmen. Zwei Fragen, die ich, daran anschließend, spannend zu behandeln fände:
1. Die Realität von Web 2.0 ist u.a. bedingt durch Interaktivität (die das Fernsehen nie hinbekommen hat) und eine Liberalisierung der Möglichkeit von Autorschaft. So haben die kleinen, privaten (sowohl visuellen, als aber auch musikalischen und textlichen) Produktionsformen ihre Chancen auf den bekannten Portalen. Insofern aber nun die "Medienamateure" sich solcher Motive, Themen und kultureller Paradigmen wie "Arbeit" annehmen (und um "Arbeitervideos" geht es hier ja) und die Profis im Web 2.0 zwar auch 'mitmachen' können, aber bei weitem nicht mehr den Platz beanspruchen können wie in einer TV-Chartsendung, taucht die Frage auf, ob (und wenn ja, wie) die Repräsentation, die ästhetische Durchgestaltung von Arbeit sich verändert (etwa im Vergleich zu Cunninghams Clip von Björks "All is full of Love"). Wie ist der Blick der Clip-Amateure auf "Arbeit"? Enger an die eigenen, lebensweltlichen Erfahrungen gebunden, oder haben sie das gestalterische Zeug zu allgemeineren Darstellungen bzw. ästhetischen Statements - vielleicht in einer Dialektik von 'großem' und 'kleinem' Erfahrungs- und Wahrnehmungs-Kontext im Sinne von Adornos Minima Moralia?
2. Kurz, und vielleicht etwas spröde, gleichwohl medienästhetisch interessant, die Frage: Ändern sich die ästhetischen Strategien der Clip-Ästhetik im Medienwechsel vom TV (MTV, VIVA etc.) zu den Internetportalen (youtube etc.)?